Ein Jahr W-Land Projekt: KJS Warendorf zieht positive Bilanz
31.08.2021
Warendorf (dor). Siebzehn Hektar Strukturbrücken, vier Feldvogelinseln, sieben Heckenpflegekonzepte und zahlreiche Revierberatungen im Kreis Warendorf – das ist das stolze Zwischenergebnis, das Felix Homann, Projektleiter der Stiftung Westfälische Kulturlandschaft, nach einem Jahr „W-Land“ – die Abkürzung steht für „Warendofer Landnutzer arbeiten für Naturschutzzwecke und Biodiversität“ – vorweisen kann. Das auf drei Jahre angelegte W-Land-Projekt war vor einem Jahr von der Kreisjägerschaft Warendorf initiiert worden, um Niederwildarten zu schützen, Biodiversität zu fördern und den Lebensraum in der Agrarlandschaft aufzuwerten. Wie dieses gelingt, ließen sich jetzt die Projektpartner - der Kreis Warendorf und der WLV-Kreisverband - und die Sponsoren sowie HegeringleiterInnen bei einem Ortstermin in Drensteinfurt zeigen. Bei dem Landwirt Alexander von Looz hat Projektleiter Felix Homann im Rahmen des W-Land-Projekts Heckenbepflanzungen vorgenommen und Strukturbrücken angelegt.

Die Blühstreifen bzw. Strukturbrücken passen sich optimal in die reguläre Bewirtschaftung ein. Anders als das umgebende Getreide, bleibt die Blühfläche bis zur Aussaat der Folgekultur auf der Fläche stehen und überbrückt die Zeit bis zum nächsten Wachstum des umstehenden Getreides. So wird den Offenlandlandarten, wie etwa dem Hasen, dem Fasan oder dem Rebhuhn, mit diesen Strukturbrücken, die oft mit Hecken, Wald und Feldgewässern verbunden werden, ganzjährig Nahrung und Deckung geboten.

(v. li.) Felix Homann, Projektleiter der Stiftung Westfälische Kulturlandschaft erklärt hier Markus Degener, Naturschutzobmann der KJS Warendorf, Aline Förster von der biologischen Station, Josef Roxel, KJS-Vorsitzender, Norbert Eickholt Vorstandsmitglied der Volksbank eG, Petra Bauerfeind-Beckmann, Vorsitzende LJV-Niederwildausschuss, und Landrat Dr. Olaf Gericke welche Maßnahmen er im Schulterschluss mit Landwirt Alexander von Looz im Rahmen des W-Land-Projekts ergriffen hat.
Unter letzteren versteht man Blühstreifen, die mit Kultur- und Wildarten auf den Ackerflächen ausgesät werden und dort verbleiben, auch wenn das umgebende Getreide geerntet wird. Bis auf den freien Flächen wieder neues Getreide gesät und gewachsen ist, finden Rebhuhn, Fasan, Kiebitz, Feldlerche, Wachtel, Rauchschwalbe, Feldhase und Rotmilan in den Strukturbrücken weiterhin Schutz, Nahrung und Lebensraum. „Je größer die Blühflächen, desto sicherer leben die Tiere dort“, weiß Felix Homann von der Stiftung Westfälische Kulturlandschaft, die das Projekt im Auftrag der KJS Warendorf durchführt. Alexander von Looz kann ihm nur beipflichten. Der Landwirt freut sich nicht nur über das bunte Bild, das ihm die Wildblumen und -kräuter bieten. Vor allem begeistert er sich über die Vielzahl an Hasen, die er bei Einbruch der Dunkelheit in der Nähe der Strukturbrücken sieht. „Das gab es hier schon seit Jahren nicht mehr“, so von Looz. Wie er weiter sagt, seien die Maßnahmen für ihn überschaubar gewesen, einfach in der Umsetzung und effektiv in der Wirkung. „Nachteile habe ich keine, auch nicht finanziell“.

Josef Roxel, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Warendorf, zeigt sich mit den Ergebnissen nach einem Jahr W-Land sehr zufrieden. Er ist überzeugt, den Lebensraum vieler Wildtiere auch in den zwei Folgejahren des W-Land-Projekts weiterhin verbessern zu können.
„Mit dem richtigen Konzept und einer maßgeschneiderten Beratung können wir viele Jägerinnen und Jäger, Landnutzer und Landwirte hinter unserer Idee versammeln und gemeinsam den Lebensraum für bedrohte Tierarten in unserem Kreisgebiet erhalten und verbessern“, zeigt sich der KJS-Vorsitzende Josef Roxel überzeugt. Breite Zustimmung erhält der KJS-Vorsitzende auch von Landrat Dr. Olaf Gericke. Dieser bezeichnet W-Land gar als Leuchtturmprojekt in NRW. „Es ist eine einmalige Geschichte, die wir hier im Kreis aufgelegt haben“. Dr. Gericke hob insbesondere die Kooperation von Naturschützern, Jägern, Landwirten und Landnutzern hervor, die alle an einem Strang ziehen, um Flora und Fauna zum Schutz der Landschaft aufzuwerten.

Großer Bahnhof auf dem Hof der Familie von Looz in Drensteinfurt: Hier hatten sich neben Vertretern der KJS-Warendorf, die das W-Land-Projekt initiiert hat, Projektpartner, Sponsoren und interessierte Landnutzer eingefunden, um nach einem Jahr eine erste Bilanz zu ziehen.
„Es ist schon sehr beeindruckend zu sehen, was Landwirte hier an neuem Naturraum geschaffen haben“, so der Landrat. Die 30.000 Euro, mit denen der Kreis Warendorf das W-Land-Projekt im Jahr unterstützt, seien daher gut angelegt. Weitere finanzielle Unterstützung erfährt das Projekt durch die Volksbank Beckum-Lippstadt, die Volksbank Münsterland Nord eG und die Volksbank eG.
Viel Lob hielt der Naturschutzobmann der Kreisjägerschaft Markus Degener für den ganzheitlichen Ansatz des W-Land-Projekts parat. Denn Felix Homann berät nicht nur zu Naturschutzmaßnahmen, sondern auch zum Prädationsmanagement. „Neben den einheimischen Beutegreifern machen zunehmend eingewanderte Arten, wie Waschbär, Marderhund oder Mink, dem Niederwild im Kreis Warendorf das Leben schwer“, so Degener. Als gelernter Berufsjäger wisse Homann genau, welche Vorgehensweisen zum Schutz des heimischen Niederwilds an welchem Standort wirksam seien. „Felix Homann verfügt über große fachliche Kompetenz und weiß die Maßnahmen „ideologiefrei und naturnah“ im Schulterschluss mit den Landwirten und Jägern umzusetzen, sagte Degener.

Um alle Maßnahmen in den Blick nehmen zu können, hat Alexander von Looz seine Gäste bequem im Planwagen zu den einzelnen Flächen gefahren.
Die Teilnahme am W-Land-Projekt ist denkbar einfach. Landnutzer, die ebenfalls ihren Beitrag zu Natur- und Artenschutz leisten möchten, kontaktieren die Stiftung und machen einen kostenlosen Beratungstermin vor Ort mit Felix Homann aus. Gemeinsam mit Landwirten, Revierinhabern, Pächtern oder Grundstückseigentümern wird dieser dann wirkungsvolle und praktikable Lösungen für mehr Artenschutz und Biodiversität entwickeln. Felix Homann ist telefonisch unter 0251-4175187 und per e-mail unter homann@kulturlandschaft.nrw zu erreichen.