Generalversammlung Kreisjägerschaft Warendorf
29.04.2022
Kreis Warendorf. War es der Gastredner, das Wetter, die lange Corona-Pause oder gar die Ausstellung im Vorfeld der Jahreshauptversammlung? Fakt ist: Bei der jüngsten Generalversammlung der Kreisjägerschaft Warendorf war die Festhalle Everswinkel bis auf den letzten Platz besetzt. Gern nutzten die Jäger und Ehrengäste die Gelegenheit, sich auszutauschen und sich von dem KJS-Vorsitzenden Josef Roxel, auf den Stand der Dinge bringen zu lassen. Wie dieser sagte, seien zwar viele Veranstaltungen corona-bedingt ausgefallen, die Arbeit der Jägerschaft habe jedoch zu keiner Zeit geruht. Durchgängig hätten sie sich aktiv für die Hege und Pflege von Wald, Tier und Natur in vielerlei Projekten eingesetzt. Für diesen unermüdlichen Einsatz der Jäger, dankten auch die Ehrengäste, Landrat Dr. Olaf Gericke sowie der Everswinkeler Bürgermeister Sebastian Seidel.

Das neue Konzept der Generalversammlung mit vorheriger Ausstellung zieht an: Es waren so viele Mitglieder erschienen, dass Stühle nachgeholt werden mussten.

Wildbret ist lecker, findet Philipp Geschermann. Sein Lieblingsgericht ist Rehrücken vom Grill. Er informiert sich hier mit Patrick Sunderkemper am Stand von Klaus Bonkahoff. Der Wildverarbeiter stellte sich auf der Ausstellung im Rahmen der Generalversammlung vor.
Der Landrat freute sich über den fairen Interessenaustausch und die gute Zusammenarbeit mit den Jägern. Er dankte für den ehrenamtlichen und hohen persönlichen Einsatz der Jägerschaft. Das Wirken der Jäger würdigte auch Sebastian Seidel: „Ohne unsere Hegeringe wäre vieles im Bereich des Naturschutzes nicht möglich“, erklärte er. Markus Diekhoff, Sprecher der FDP-Landtagsfraktion für Umwelt, Landwirtschaft, Naturschutz und Jagd, kritisierte diffamierende Kampagnen der Tierrechtsorganisation PETA sowie Aktionen, wie angesägte Hochsitze. „Sich nicht davon zu distanzieren, ist nicht zu akzeptieren“, befand der FDP-Politiker mit Blick auf den politischen Gegner. Im Anschluss legte Josef Roxel in seinem Jahresbericht dar, was von der Kreisjägerschaft und ihren Mitgliedern in Sachen Natur-, Arten- und Tierschutz sowie Niederwildhege bewegt wurde: So hat die Kreisjägerschaft im vergangenen Jahr unterstützt durch Förderprogramme vom Land NRW und vom Bund mehrere Drohnen angeschafft.

Johannes Laurenz (re.) von dem Unternehmen „Münsterlandfalle“ präsentiert Philipp, Matthias und Felix Roxel Fallenneuheiten, mit denen Füchse, Waschbären und Marder lebend und tierschutzgerecht gefangen werden.
„Wir können mittlerweile die Kitzrettung mit der Drohne fast flächendeckend im Kreis Warendorf anbieten“, freute sich der Vorsitzende, der sich sowohl bei den Drohnenpiloten als auch bei den Helfern, die früh morgens die Wiesen nach Kitzen, Jungwild und Gelegen absuchen, bedankte. „Bezogen auf die jagdbare Fläche sind wir der niederwildstärkste Kreis in Deutschland und das soll auch so bleiben“, sagte Roxel. Wie er darlegte, würden jedes Jahr mit Unterstützung des Kreises ca. 3000 Kilogramm Saatgut für Blüh- und Schutzstreifen von den Revierinhabern geordert werden, zudem seien in den letzten drei Jahren auf eigene Kosten ca. 350 Lebendfangsysteme beschafft und installiert worden. Sehr gut angenommen würden auch die Schonzeitbüchsen im Kaliber 17 Hornet, die in Zusammenarbeit mit Georg Hoppe eigens für die Bedürfnisse der Jäger zusammengestellt wurde. Als „KJS WAF Edition“ wird sie über die Kreisgrenze hinaus genutzt. Der Einsatz gegen Waschbär, Marderhund und andere Prädatoren zeige Wirkung: „Die Raubwildstrecke steigt und die Niederwildbestände erholen sich“, berichtete der KJS-Vorsitzende.

Präsentierten ihre Gehöre im Rahmen der Gehörnschau: Theo Sparenberg, Lambert Everwand, Ludger Krüllmann und Hugo Everwand vom Hegering Sassenberg.
Positiv gestalte sich auch die Entwicklung des W-Land-Projekts zum Schutz von Niederwild und Artenvielfalt, das 2020 von der Kreisjägerschaft initiiert worden war. In dem von Berufsjäger Felix Homann geführten Projekt konnten im Jahr 2021 auf 36 Flächen, 72 Blühstreifen auf insgesamt 18 Hektar umgesetzt werden. Neun Heckenpflegemaßnahmen mit einer Länge von 1200 Metern wurden in Zusammenarbeit mit den Landwirten in Angriff genommen. Und in 114 Revieren, das entspricht 25 Prozent der zu der Kreisjägerschaft zugehörigen Reviere, ist Felix Homann beratend tätig geworden, wofür ihm Roxel herzlich dankte. Ein Dank des Vorsitzenden galt ferner seinem Stellvertreter Markus Degener, der das Amt des Naturschutzobmanns innehat, sowie Beisitzerin Dr. Antje Heberling, die das „Grüne-Herz - Entdecke mit uns die Natur“ – Projekt betreut hat. In diesem Zusammenhang werden alle 168 Kitas im Kreis Warendorf mit einem lehrreichen Bücherpaket zum Thema Wald, Natur und Wildtiere ausgestattet. Ein weiterer Dank ging an Martin Sievers, der zwölf Jahre für die Rollende Waldschule im Einsatz war, diese Aufgabe jedoch in Kürze ruhestandsbedingt in andere Hände übergeben wird.
Lob gab es ferner für all die anderen Obleute und Jäger, die sich für die Jagd und den Naturschutz stark machten. Erfreut zeigte sich Roxel auch über die die steigende Besucherzahl am Schießstand, die langsam wieder Vor-Corona-Niveau erreicht.Für ihren Einsatz am Schießstand zeichnete der KJS-Vorsitzende anschließend das gesamte Team des Schießstandes aus. Michaela Schulze Eckel erhielt das DJV-Abzeichen in Bronze, ihr Mann Benno eines in Silber. Schießwart Franz-Josef Möllmann wurde mit LJV-Silber ausgezeichnet. Selbiges erhielten Klaus Ernstschneider, Heribert Wedeking und Elmar Lietmann. Nachdem die Versammlung einer Satzungsänderung zugestimmt und nach dem Kassenbericht des Schatzmeisters Andreas Oenkhaus den Vorstand einstimmig entlastet hatte, bedankten sich die Mitglieder abschließend mit stehendem Applaus für die geleistete Arbeit des Vorstands.

Richard Schulte wird nicht zu Unrecht Niederwildpapst genannt. Dank zahlreicher Natur- und Tierschutzmaßnahmen hat der Jäger, der konventionelle Landwirtschaft betreibt, in seinem Revier paradiesische Zustände für Niederwild geschaffen. Dieses dankt es ihm mit großem Vorkommen.
Moderne Landwirtschaft und Niederwildschutz schließen sich nicht aus
Als Gastredner hatte die Kreisjägerschaft Richard Schulte aus Delbrück gewinnen können. Der als Niederwildpapst gehandelte Referent zeigte in seinem lebhaften Vortrag „Reviergestaltung in der Praxis“ auf, dass sich
moderne Landwirtschaft und Natur- und Niederwildschutz nicht ausschließen, sondern Hand in Hand gehen können. Schulte, der konventioneller Landwirt und Biogasanlagenbetreiber, Jäger und Naturschützer in Personalunion ist, hat auf seinen Flächen viele Maßnahmen zum Schutz der Natur und des Niederwilds ergriffen, wofür er 2018 mit dem Förderpreis „Wildtierfreundliche Landwirtschaft“ ausgezeichnet wurde. Wie er darlegte, gewinnt er Energie aus Wildpflanzen, hat zahlreiche Blühstreifen, Hecken und Uferrandstreifen zum Schutz des Niederwilds errichtet, auch betreibt er eine aktive Prädatorenbejagung. Allein 60 Kiebitz-Brutpaare - die Nester werden von ihm markiert – finden sich in seinem Revier, das entspricht zehn Prozent des Vorkommens im gesamten Kreis Paderborn. Und der Hasenbesatz, den er in einem kleinen Video auf einem seiner Felder aufgenommen hat, rief beim Publikum ungläubiges Staunen hervor, so viele Hasen waren auf einer vier Hektar großen Fläche zu sehen. Auch über den Anblick zahlreicher Fasane - an vielen Orten schon fast nicht mehr existent – kann sich Richard Schulte täglich freuen. Sein Beispiel beweist: Machen ist besser als wollen“, kommentierte Josef Roxel das Gehörte und bilanzierte: „Wir jagenden Landwirte haben viele Möglichkeiten, Niederwildschutz zu betreiben“. So bat er am Ende alle Anwesenden, weiterhin für die Natur und Artenvielfalt aktiv im Revier zu arbeiten.