Kreis Warendorf W-Land-Projekt

22.08.2022

Kreis Warendorf. Besser hätte der Termin zur Bestandsaufnahme des „W-Land“- Projekts – der Name steht für „Warendorfer Landnutzer arbeiten für Naturschutzzwecke und Biodiversität“ - für die Kreisjägerschaft Warendorf nicht laufen können: Zum einen überreichte der Vizepräsident des Landesjagdverbands Lutz Schorn, der KJS als Anerkennung für das von ihr angestoßene Natur- und Artenschutzprojekt den Biotop-Hegepreis des Landesjagdverbands. Zum anderen sicherten Landrat Dr. Olaf Gericke sowie die Volksbank Münsterland-Nord in Person von Friedhelm Beuse, dem Artenschutz- und Naturschutzprogramm auch nach Ablauf der ersten Phase erneut ihre Unterstützung zu. Gute Voraussetzungen also, dass das zunächst auf drei Jahre befristete W-Land-Projekt in die zweite Runde gehen kann. „Ich bin sehr zufrieden, ihr macht mich sehr glücklich. Es ist wunderbar, wie alle Mitstreiter bei diesem Leuchtturmprojekt mit uns in die gleiche Richtung ziehen“, sagte Markus Degener beim Pressetermin auf dem Hof Bernhard Spliethoff in Beelen, erfreut. „Das Projekt zeigt, dass Natur- und Artenschutz in unserer Kulturlandschaft am besten mit Praktikern als Profis und im Schulterschluss mit Jägern und Landwirten funktioniert“, so Degener, der stellvertretende KJS-Vorsitzende und Naturschutzobmann weiter. 

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 Großer Bahnhof auf dem Feld von Landwirt Bernhard Spliethoff in Beelen: Vertreter von Jägerschaft, Landwirtschaft, der Politik, der Volksbank und des Kreises ließen sich über den Stand des W-Land Projekts informieren.  

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Die Kreisjägerschaft wurde vom Landesjagdverband mit dem Biotop-Hegepreis für ihr W-Land-Projekt ausgezeichnet. Stellvertretend übergab Lutz Schorn, Vizepräsident des Landesjagdverbands Dr. Olaf Gericke eine Urkunde. Im Bild (v. li.) der CDU-Bundestagsabgeordnete Henning Rehbaum, Lutz Schorn, Landrat Dr. Olaf Gericke, der stellvertretende Vorsitzende der Kreisjägerschaft Markus Degener sowie der Vorsitzende des landwirtschaftlichen Kreisverbands Andreas Westermann.

W-Land sei auch deshalb einmalig, weil es keinen weiteren Kreis in NRW gebe, in dem ein eigenfinanzierter Berufsjäger für die Artenvielfalt und den Naturschutz abgestellt sei. Im Namen des gesamten Vorstands dankte Degener den Projektpartnern und allen anderen, die sich für Biodiversität und Natur, für den Erhalt von Niederwild- und Offenlandarten einsetzen. Der Erfolg des Projekts ist laut Degener insbesondere dem Berufsjäger und Projektleiter Felix Homann von der Stiftung Westfälische Kulturlandschaft zu verdanken. „Er ist das Gesicht, der Botschafter, Mediator und Umsetzer der W-Land-Initiative“, so Degener.  Homann, der nicht nur jagdliches, sondern auch naturschutzfachliches und landwirtschaftliches Know-how vorweisen könne, wisse um die Nöte und Zwänge der Landwirte – ein Sachverhalt, der Vertrauen schaffe. Spliethoff sowie viele andere Landwirte im Kreis haben Homann vertraut und zahlreiche Maßnahmen zur Pflege von Hecken und Kleingewässern, zur ökologischen Aufwertung von Gräben und Wegrändern durchgeführt. Zudem haben sie inmitten ihrer Felder Strukturbrücken zum Schutz von Niederwild und Insekten geschaffen. Wie der Vorsitzende des landwirtschaftlichen Kreisverbands, Andreas Westermann, berichtete, seien fast 70 Strukturbrücken, 11 Kilometer Hecken- und Waldrandpflanzungen, sowie 1,2 Kilometer Heckenpflegemaßnahmen im ersten Projektjahr 2020/2021 umgesetzt worden, im laufenden Jahr seien es sogar noch mehr. Hinzu habe Homann etliche Revierinhaber auf über ein Viertel der Kreisfläche in Sachen Arten- und Naturschutz sowie Prädatorenbejagung beraten. „W-Land zeigt auf beispielhafte Weise, dass Bewirtschaftung und Naturschutz Hand in Hand gehen können“, lobte Westermann. Dieser führt den Erfolg des Projekts auch auf die freiwillige Teilnahme der Landwirte zurück. „Freiwilligkeit müsse stets vor dem Ordnungsrecht stehen, wir müssen Herr des Verfahrens auf unseren Feldern bleiben,“ machte Westermann die Position der Landwirte gegenüber der Politik klar. Die gute Zusammenarbeit von Jägern, Landwirten, Kreis und Forstwirten beim W-Land Projekt hob Landrat Dr. Olaf Gericke hervor. Im Falle von Nutzungskonflikten übernehme der Kreis die Moderatorenrolle, hole alle Beteiligten an einen Tisch. „Wir sind die Problemlöser im ländlichen Bereich“, erklärte der Landrat. Lutz Schorn vom Landesjagdverband zollte der Kreisjägerschaft ebenfalls Respekt für die tolle Arbeit.

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Projektleiter Felix Homann ist das Gesicht des W-Land Projekts. Er ist Botschafter, Mediator und Umsetzer der Natur- und Artenschutzmaßnahmen im Rahmen des W-Land-Projekts.

Er bat die Kreisjägerschaft, in der Prädatorenbejagung weiterhin nicht nachzulassen. „Schöner Wohnen nutzt nichts, wenn man vorher gefressen wird“, sagte er.  Friedhelm Beuse von der Volksbank sieht die Interessen der Bank in Sachen Nachhaltigkeit und Zukunft in dem Projekt in vielerlei Bereichen verwirklicht. „Daher stehen wir gerne weiterhin mit finanziellen Mitteln zur Seite“. Projektleiter Felix Homann dankte abschließend allen Beteiligten für den guten Verlauf. Er freue sich mit allen Projektteilnehmern über das neue Leben in den Revieren und Strukturbrücken. Hier fänden nicht nur Schmetterlinge und Insekten Nahrung, sondern auch Hasen, Rebhuhn, Fasan, Feldlerche, Wachtel, Rauchschwalbe und Rotmilan Lebensraum und Schutz vor Beutegreifern. Das Projekt werde gut angenommen, angesichts des schnellen Wandels in der Agrarpolitik sei es nun umso wichtiger, Präsenz zu zeigen, mit den Landwirten ins Gespräch zu kommen, mit ihnen rauszufahren und Akzeptanz zu schaffen. Homann lädt auch alle anderen Landbesitzer, wie private Grundstückseigentümer,  Wegeunterhaltungsverbände sowie Kommunen ein, sich für die Artenvielfalt und den Naturschutz stark zu machen und mit ihm Kontakt aufzunehmen. „Wir suchen für jeden Betrieb, jeden Interessierten die optimale Lösung“, verspricht er.