Kreisjägerschaft W-Land-Projekt - eine Bestandsaufnahme
25.07.2021
Warendorfer Landnutzer setzen sich für Artenvielfalt und Niederwild ein
Kreis Warendorf. Vor einem Jahr hat die Kreisjägerschaft Warendorf das Projekt „W-Land – Warendorfer Landnutzer arbeiten für Naturschutzzwecke und Biodiversität“ initiiert. Zeit für eine erste Bestandsaufnahme.
Das Wild labt sich an den verschiedenen Kleesorten, Insekten berauschen sich an Klatschmohn und Kornblumen und der Hase erfreut sich an zahlreichen Kräutern – keine Frage, die sechs Meter breite Strukturbrücke – darunter ist ein überjähriger Deckungsstreifen mit speziellem Saatgut zu verstehen – die inmitten eines Feldes der Landwirtsfamilie Plümpe in Liesborn liegt, hat es in sich. „Ich erfreue mich jeden Tag an der Vielzahl der Tiere, den Schmetterlingen und Insekten“, sagt Paul Plümpe, der es als Notwendigkeit ansieht, dem Wild solche Rückzugsräume zu schaffen. „Es ist was fürs Auge, ändert vierzehntäglich das Gesicht“, ergänzt Tochter Judith Plümpe.

Die sechs Meter breite Strukturbrücke, die im Rahmen des W-land-Projekts der Kreisjägerschaft Warendorf auf einem Feld der Familie Plümpe realisiert wurde, hat sich prächtig entwickelt. Der überjährige Blühstreifen steht für die Förderung von Artenvielfalt, Tier- und Naturschutz sowie den Erhalt der hiesigen Kulturlandschaft. Davon überzeugten sich jetzt bei einem Ortstermin (v. li.) Paul Plümpe, Richard Hoberg, Linus Plümpe mit Dackel Gustav, Judith Plümpe, Josef Roxel und Felix Homann.

Anders als das den Blühstreifen umgebende Getreide, bleibt die Blühfläche bis zur Aussaat der Folgekultur auf der Fläche stehen und überbrückt die Zeit bis zum nächsten Wachstum des umstehenden Getreides. So wird den Offenlandlandarten, wie etwa dem Hasen, dem Fasan oder dem Rebhuhn, mit diesen Strukturbrücken, die oft mit Hecken, Wald und Feldgewässern verbunden werden, ganzjährig Nahrung und Deckung geboten.
Die Liesborner Landwirtin, die den Schweinemast- und Ackerbaubetrieb von ihrem Vater übernommen hat, gehört mit zu den ersten Teilnehmern des vor einem Jahr von der Kreisjägerschaft Warendorf ins Leben gerufenen W-Land-Projekts. 0,5 Hektar ihrer Flächen hat sie mittels sogenannter Strukturbrücken für mehr Biodiversität und Tierschutz vorgehalten. Ihr nach taten es seit dem Projektstart weitere vierzehn Landwirte des Kreises Warendorf. „Die Tier-, Arten- und Naturschutzmaßnahmen wurden bisher auf einer Fläche von insgesamt 17 Hektar umgesetzt,“ berichtet Josef Roxel. Auch die Revierberatung für Jäger werde gut angenommen. Der Vorsitzende der Kreisjägerschaft Warendorf überzeugte sich vor kurzem bei einem Ortstermin in Liesborn persönlich über den Stand der Dinge. Begleitet wurde er von seinem Vorstandskollegen Richard Hoberg und dem Projektleiter Felix Homann von der Stiftung Westfälische Kulturlandschaft. Letzterer ist es auch, mit dem naturschutzinteressierte Landnutzer und Grundeigentümer Kontakt aufnehmen, wenn sie Maßnahmen für Artenvielfalt und Niederwildschutz, wie etwa die Schaffung von Strukturbrücken, die Aufwertung von Wegrändern und Gräben oder spezielle Pflege von Hecken und Kleingewässern, ergreifen wollen.
„Die Projektteilnahme geht sehr unbürokratisch vonstatten“, erklärt Homann. Man müsse keinen Antrag stellen, sondern einfach die Stiftung anrufen und einen kostenlosen Beratungstermin vor Ort mit ihm vereinbaren. Gemeinsam mit den Landwirten, Revierinhabern, Pächtern oder Grundstückseigentümern würden dann wirkungsvolle und praktikable Lösungen für mehr Artenvielfalt entwickelt. „Es gilt, mit ausgewählten Maßnahmen die maximale Wirkung für das Wild und die Insekten zu erzielen,“ versucht sich Paul Plümpe an einer Erklärung. Das ist jedoch etwas zu kurz gegriffen. „Wir haben auch immer die Machbarkeit des Ganzen im Auge, versuchen den Aufwand für die Landwirte so gering wie möglich zu halten und suchen für jeden Betrieb individuell die optimale Lösung“, ergänzt Felix Homann, der Berufsjäger ist und derzeit Landschaftsentwicklung in Osnabrück studiert. Als Sohn eines landwirtschaftlichen Betriebes weiß er genau, was nötig, was machbar und was für alle Beteiligten umsetzbar ist.
Da die Landwirte für die herausgenommenen Flächen keinen Ertrag erzielen, springt die Kreisjägerschaft, die sowohl den WLV-Kreisverband als auch den Kreis Warendorf als Projektpartner zur Seite stehen hat, mit Ausgleichszahlungen ein. „Die Förderung beträgt 1000 Euro pro Hektar“, so Roxel. Wie er weiter sagt, stünden für das auf drei Jahre angelegte W-Land-Projekt 180.000 Euro, pro Jahr 60.000 Euro, Fördergelder bereit. „W-Land,ist ein tolles Projekt. Es kommt nicht nur den Tieren, der Artenvielfalt und der Kulturlandschaft zugute, sondern trägt auch zum positiven Imagegewinn der Landwirte bei, die oft für den Artenrückgang verantwortlich gemacht werden,“ nennt Roxel Vorzüge der Initiative. Er dankt neben den Projektpartnern der Volksbank Beckum-Lippstadt, der Volksbank eG und der Volksbank Münsterland-Nord für die Unterstützung der Biodiversitätsmaßnahmen. „Und die erhalten mit beginnender Jagdsaison hoffentlich einen neuen Schub“, baut der KJS-Vorsitzende auf eine steigende Zahl Projektteilnehmer. Wer ebenfalls seinen Beitrag zum Tier- und Naturschutz im Rahmen des kostenlosen W-Land-Projekts leisten möchte, kann sich bei Felix Homann von der Stiftung Westfälische Kulturlandschaft melden. Er ist telefonisch unter 0251-4175-187 und per e-mail unter homann@kulturlandschaft.nrw zu erreichen.